Die Kirchengemeinde Lichtenfels ist eine verhältnismäßig junge eigenständige Gemeinde. Sie war ursprünglich eine Tochtergemeinde der Pfarrei in Schney. Durch die wachsende Bedeutung von Lichtenfels als Eisenbahnknotenpunkt siedelten sich in Lichtenfels zunehmend evangelische Christen an, so dass 1893 Lichtenfels zur Filialkirchengemeinde und 1907 zur eigenständigen Gemeinde erhoben wurde.
Größeren Zuwachs erhielt die Kirchengemeinde durch Zuzug von evangelischen Christen nach dem zweiten Weltkrieg und durch Ansiedlung von Spätaussiedlern aus der ehemaligen Sowjetunion in den neunziger Jahren.
Schlaglichter aus 100 Jahren
1893 Lichtenfels wird Filialkirchengemeinde und umfasst die evangelischen Christen der Stadt Lichtenfels und der Ortschaften Burgberg, Seubelsdorf, Ober- und Unterwallenstadt und Frankenthal (das heutige Vierzehnheiligen). Charitativ wurden pastoriert die Protestanten der katholischen Pfarrsprengel Mistelfeld und Isling.
1903 Weihe der Martin-Luther-Kirche am 8.12.
1907 Lichtenfels wird eigene Pfarrei.
1914 Zwei der drei Glocken werden zur Beschaffung von Rüstungsmaterial konfisziert und eingeschmolzen.
1922 Zwei neue Glocken, gegossen von der Firma Schilling in Apolda, vervollständigen das Geläut wieder.
1934 Bußgottesdienst gegen Eingriffe der NS-Diktatur in die ev.-luth. Kirche: Schnell waren nach der „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten Illusionen über den Charakter des neuen Regimes verflogen. Die Diktatur versuchte massiv sich der evangelischen Kirche zu bemächtigen und mit Hilfe der „Deutschen Christen“ wesentliche Glaubensinhalte in Richtung NS-Ideologie zu verändern. Die Bayerische Landeskirche wurde putschartig der Reichskirche eingegliedert, der Bischof D. Meiser seines Amtes enthoben. In vielen Gemeinden, so auch in Lichtenfels, erhob sich hiergegen Widerstand. Am 14. Oktober 1934 wurde in allen Kirchen Bayerns ein Bußgottesdienst abgehalten. Pfarrer Friedrich beschreibt den Gottesdienst in der Martin Luther Kirche wie folgt: „Zum Zeichen der Trauer wurden die Kerzen ausgelöscht & der Altar blieb ohne Schmuck & war in Trauergewänder gehüllt mit Kanzel & Taufstein.“ Während einer anschließenden Zusammenkunft in der Sakristei unterzeichneten fast alle Kirchenvorsteher eine Resolution, in der sie sich mit dem Landesbischof D. Meiser solidarisch erklärten; vier Mitglieder, die sich weigerten, verließen den Kirchenvorstand alsbald. „Die Gemeinde konstituiert sich als Glied der bekennenden Kirche. Es tragen sich immer mehr Glieder in die in der Sakristei aufliegenden Listen der bekennenden Kirche ein, obwohl Versuche von einzelnen Seiten gemacht werden, sie davon abzuhalten“, so stellt Pfarrer Friedrich in seinen Aufzeichnungen fest.
1942 Zwei der drei Glocken werden für die Rüstungsproduktion eingeschmolzen.
1945 Das Dach der Kirche wird beim Einmarsch amerikanischer Truppen durch Beschuss stark beschädigt. Es kann nur notdürftig repariert werden; Wasserschäden bedrohen in der Folgezeit die Bausubstanz.
1952 Nach zehn Jahren kann das Geläut endlich wieder ergänzt werden. Pfarrer Biemüller predigt im Gottesdient zur Glockenweihe am 4. Mai 1952 über Psalm 66: „Jauchzt Gott, alle Lande! Lobsinget zu Ehren Seinem Namen, rühmet ihn herrlich!“
1953 Anlässlich des 50jährigen Kirchenjubiläums wird die dringend nötige Generalrenovierung der Kirche durchgeführt. Unter anderem wird die Orgel saniert und die Turmuhranlage renoviert. Endlich kann eine elektrische Heizung eingebaut werden. Das Ehrenmal für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs im Hauptschiff wird entfernt, dafür in der seitlichen Eingangshalle ein Mahnmal für die Toten des Zweiten Weltkrieges errichtet. Eine Tafel am Hautportal nennt seit 1953 die Männer der Gemeinde, die sich in besonderem Maße um den Kirchenbau verdient gemacht haben. Im Zuge der Dachrenovierung verschwinden die vier Scharwacht-Türmchen zum einen, weil ihre Wiederherstellung sehr kostenauwändig gewesen wäre; zum anderen erinnerten sie manchen wohl auch zu stark an die katholischen Kirchen in unserer Gegend, bei denen die Scharwacht-Türmchen auch als Symbol der Verbundenheit mit dem viertürmigen Bamberger Dom verstanden werden.
1960 Die erst kurz vorher instandgesetzte Orgel wird durch einen Brand des Manuals schwer beschädigt.
1974 Die fällige Außenrenovierung der Kirche kann in Angriff genommen werden: Zunächst wird der Kirchturm instandgesetzt, vier Jahre später schließlich werden das Kirchendach und das Kirchenschiff renoviert.
1982 Ein großer Festtag für die Gemeinde: Das neu errichtete Myconius-Haus komplettiert das Ensemble um die Martin-Luter-Kirche und wird in der Folgezeit Heimstatt für ein reichhaltiges gemeindliches Leben.
1983 Friedrich Kneule übernimmt die neu geschaffene Stelle des hauptamtlichen Kantors des Dekanats Michelau; die Kirchenmusik in der Martin Luther Kirche nimmt einen Aufschwung.
1987 Im Rahmen einer erneuten Innenrenovierung kann die neue Orgel eingebaut werden.
1988 Erstmals predigt eine Frau von der Kanzel der Martin Luther Kirche: Vikarin Heike Lambrecht.
2002 Bei der notwendigen Pflasterung des Kirchhofs zeigt sich, dass auch die Kanalisation unaufschiebbar saniert werden.